„Die beste Medizin für den Menschen ist der Mensch“ – so wird Paracelsus zitiert, der bedeutende Arzt, Theologe, Philosoph. Dieser Spruch findet sich auch auf einem Geschenk wieder, welches Sozial- und Integrationsminister Manne Lucha anlässlich des Besuches bei uns vom betreuten Mitarbeiter Fabian überreicht wurde.
Im Rahmen seiner Sommertour war Sozial- und Integrationsminister Manne Lucha im EINS+ALLES Erfahrungsfeld der Sinne zu Gast.
Mit Augenbinden versehen, tauchte Lucha – begleitet von Abgeordneten und Vertretern von Behörden und aus der lokalen Politik– umgehend in die Wahrnehmungen seiner Sinne ein: er verkostete einen Bio-Kaffee aus der hauseigenen Rösterei, erkundete im Ames-Raum die überraschenden optischen Effekte der schiefen Ebene. Dabei gab es ausgiebige Gelegenheiten zum Gespräch.
„Die Sinne sind der Schlüssel…,“ beschreibt Vorstand Dieter Einhäuser das Konzept der Einrichtung. „Auf der Ebene der Sinneserfahrungen tritt Behinderung in den Hintergrund. Und geöffnet für die Wahrnehmungen an diesem besonderen Ort, sind unsere Gäste auch offen für die zufälligen und authentischen Begegnungen mit Menschen mit Behinderungen. Sie gehen mit einem anderen Empfinden wieder nach Hause.“
Aber auch um ganz handfeste Themen ging es bei diesem Besuch. So steht die Einrichtung im Zusammenhang mit den Vorgaben, die die stufenweise Einführung des BTHG (Bundesteilhabegesetz) sowie flankierender Gesetzte mit sich bringt, vor tiefgreifenden Veränderungen. Dabei betont Einhäuser, dass er den Paradigmenwechsel, den das Gesetz mit seiner neuen personenzentrierten Sicht auf betreute Menschen als mündige Menschen ausdrücklich begrüsst. Zukünftig wird deutlich mehr im Focus stehen, welche Leistung der Einzelne benötigt und wie er selbst oder sein gesetzlicher Betreuer ein Wahlrecht bezogen auf Anbieter und Art der Leistung ausüben kann. Gleichzeitig sind große Unsicherheiten entstanden, wie behinderte Menschen und ihre Angehörigen optimale Beratung erhalten können.
Auch das Finanzierungsmodell von Sozialeinrichtungen wandelt sich grundlegend, was ebenso Auswirkungen auf die notwendigen Bauvorhaben zur Umsetzung der Wohnheimneubau-Verordnung hat.
Der Sozial- und Integrationsminister hob hervor, dass er das „persönliches Budget“, mit dem die finanzielle Unterstützung direkt dem einzelnen Menschen mit Behinderung zur Verfügung stehen wird, ausdrücklich befürworte. Gleichzeitig sieht er die Kommunen als Versorger in der Pflicht – nicht überörtliche Träger der Eingliederungshilfe. „Ich bin sehr zuversichtlich, was die Umsetzung des BTHG angeht, schließlich sin d die Gremien paritätisch besetzt: mit Vertretern der Politik und Behörden auf der einen, und Vertretern des Sozialverbandes auf der anderen Seite.“
Dieter Einhäuser sieht im BTHG eine große Chance: „Wir sind guten Mutes, dass wir uns sukzessive auf die neuen Anforderungen einstellen können, spezifisch anthroposophische Leistungen erhalten können und mit den Vertretern der Behörden und Verbände auf eine vertrauensvolle Weise gemeinsam an der Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention arbeiten werden.“
Tief beeindruckt zeigte sich Lucha von der Weise, wie innovativ sich die Sozialeinrichtung Christopherus e. V. mit der Inklusion von Menschen mit Behinderung auseinandersetzt.